Schildkröten, Asiens Symbole für Langlebigkeit, Stärke und Ausdauer


 

Die Schildkröte gilt in den asiatischen Ländern  als Tier mit einem hohen Bedeutungsgehalt. Das Tier steht für Langlebigkeit, Stärke und Ausdauer und wird von Vietnam über die Mongolei nach China, Korea und bis nach Japan verehrt.


 

Chinesische Kultur – Glückverheissende Tiere
 

Die Schildkröte wird in China mit langem Leben und Weisheit verbunden. Gemäss der chinesischen Mythologie soll eine Schildkröte selbst ohne Wasser, Essen und sogar ohne Luft leben können. Sie ist ein Zeichen für Beständigkeit und Standhaftigkeit und bewegt sich, wenn auch langsam, dann aber doch beharrlich und unbeirrbar auf ihr Ziel zu. In China wird sie oft als Trägerin der Welt dargestellt. Dabei verkörpert sie die Mutter Erde, den Beginn der Schöpfung, steht für Fruchtbarkeit und Regeneration und das Unsterbliche. Man verbindet in China mit der Schildkröte ausserdem das Element Wasser, den Mond, das Yin-Prinzip und die Zeit.
 

Schildkröten können bis zu 200 Jahre alt werden und so glaubte man, dass diese Tiere über eine reiche Lebenserfahrungen verfügen. Der Sage nach erinnert sie sich an die Vergangenheit und kann die Zukunft voraussehen. In alter Zeit wurden mit Hilfe von Schildkrötenpanzern Wahrsagungen getroffen. Dabei brannte man vorgebohrte Löcher in Schildkrötenschalen aus und ersah die Zukunft aus den sich bildenden Sprüngen auf der Unterseite der Schildkrötenschale. Die Orakeltexte wurden auf die Schale geritzt und gelten bis heute als eine der wichtigsten Geschichtsquelle für das älteste China.

 

Ming-Gräber China mit Schildkröte Stele Die Kaiser der Han-Dynastie waren ebenfalls von der Schildkröte angetan. So soll das Goldsiegel der Han-Kaiser mit einem Schildkröten-Griff verziert gewesen sein. Später, während der Tang-Dynastie, erschien die Schildkröte innerhalb von Tempeln.
 
Dabei trägt Sie oft eine Stele, wie die Schildkröte im Pavillon gleich hinter dem Haupttor Dagongmen (Grosses Palasttor) der 13 Ming-Gräber ausserhalb von Beijing. Ming-Gräber China


Schildkröten gelten in vielen Kulturkreisen als Symbole für langes Leben. Diese Wertschätzung wird ihnen aber in Ost- und Südostasien immer mehr zum Verhängnis.

Der Glaube, dass sich die positiven Eigenschaften der Tiere auf den Menschen übertragen lassen, wenn man das Fleisch, die Innereien und zerkleinerte Knochen oder Panzer verspeist, führt dazu, dass in vielen asiatischen Ländern die Schildkröten vom Aussterben bedroht sind.

 

So sind Schildkröten nicht nur Bestandteile der chinesischen Küche, sondern werden auch in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) nicht nur in China sondern auch in Korea und Japan als Potenzmittel eingesetzt. Diese Medizin wird in hölzernen Medizinschränkchen in vielen kleinen Schubladen aufbewahrt. Chinesen geben ihren Kinder, wenn sie krank sind, ein Schildkrötenamulett. Dieses Amulett soll sie schneller gesunden lassen und vor erneuter Erkrankung schützen. oder sie landen in der Küche.

Dabei wird in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) einzelnen Tierarten besondere Qualitäten wie Kraft, Ausdauer oder die Fähigkeit, alt zu werden zugeschrieben. Wer aus diesen Tieren hergestellte Produkte zu sich nimmt soll die positiven Eigenschaften zur Stärkung des Körpers oder zur Heilung von Krankheiten auf sich übertragen können. Mit der zunehmenden Kaufkraft im China nimmt die chinesische Medizin in den letzten Jahren einen ungeahnten Aufschwung.

Medizinschränkchen Korea

Dabei wird der Bedarf an benötigten Zutaten oft zu einem wesentlichen Bedrohungsfaktor für eine Vielzahl asiatischer Tierarten. Schildkröten, denen dank ihrer hohen Lebenserwartung die besondere Bewunderung der TCM-Anhänger gilt, haben dabei naturgemäss schlechte Karten.

 

 

Schildkröten in japanischen Gärten

Der japanische Garten hat ja sehr viel mit Symbolik zu tun. Dies kommt am besten zum  Ausdruck in der Darstellung der Symbole für langes Leben und Glück; der Schildkröte und des Kranichs in Stein. Wenn man es genau nimmt, sind in japanischen Gärten die Schildkröten nur beim zweiten Hinsehen zu erkennen. Oft werden nämlich die Teiche in Schildkröten- oder in Kranichform angelegt. Aber so genau schaut man ja selten hin. Schildkröten aus Stein sind eine schöne Attraktion im asiatischen Garten. Sofern ein Teich besteht, können die Schildkröten am Teichrand aufgestellt werden, oder auch etwas verdeckt aus einem Busch hervor äugen. Selbst kleine Teichanlagen lassen sich so mit einer Schildkröte oder einer kleinen Steinlaterne aufwerten. Einen guten Grund findet sich immer, etwas Leben in den Garten zu bringen, und sei es mit einer 'pflegeleichten' Granitschildkröte die garantiert nicht zu füttern ist.

 

Netsuke, die japanischen Handschmeichler
 

Japan Netsuke Schildkröte

Das Netsuke ist eine Art Knopf oder Knebelchen, mit dem das Inrô, eine flache, kleine, mehrteilige Lackholzdose, am breiten Kimono-Gürtel, dem Obi, befestigt wird. Die ersten Netsuke wurden im frühen 18. bis Ende des 19. Jahrhunderts erschaffen. In der Meiji-Ära, als das Tragen westlicher Kleidung aufkam, ist dieses hochwertige Kunsthandwerk in Japan allmählich in Vergessenheit geraten. Anfertigt wurden Netsuke von Siegelschneider, aber auch viele Maskenschnitzer versuchten sich in dieser Kunst.

Motive für Netsuke
 

Während der Hochblüte der Netsuke, ca. 1800 bis 1870 wurde eine wahre Fülle von Motiven erstellt. Darunter waren zunächst die Motive der Tierkreiszeichen: z.B. Ratte, Büffel,
Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Schaf (Ziege), Affe, Hahn, Hund und Schwein; dann weitere Tierdarstellungen wie Schildkröte, Löwe und Pinguin.

 


 
Surimono, japanische Farbholzdrucke
 

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurden in Japan Surimono als Glückwunschkarten zu speziellen Anlässen oder zum Neujahr beliebt. Die Karten wurden im Gegensatz zu den kommerziell hergestellten Farbholzschnitten (Ukiyo-e) nur in kleinen Auflagen für den privaten Gebrauch hergestellt. Das bevorzugte Format ist das  shikishiban, das in etwa einem Quadrat von ca. 20-24 cm entspricht.

Surimono Schildkröte Japan

Surimono bedeutet wörtlich übersetzt 'gedruckte Dinge' und thematisieren oft den neu erwachenden Frühling und das beginnende neue Jahr mit der Darstellungen typischer Neujahrsspeisen und Neujahrsbräuche.

Beliebte Subjets waren die Bildkalender, welche die immer wechselnde Verteilung der langen und kurzen Monate während eines Jahres darstellten. Tierkreiszeichen, aber auch klassische Themen der kommerziellen Holzschnitte zeigten schöne Frauen, berühmte Kabuki-Darsteller und die vergängliche Welt der Damen aus den Freudenvierteln.

Das wichtigste Merkmal des Surimono ist die Kombination aus Gedicht und Bild. Bei den Gedichten handelt es sich meist um kyôka, eine Art Scherzgedicht, dessen Witz aus Wortspielen besteht. Oft spielen nicht wenige Surimono auch auf klassische Themen der japanischen Literatur an.

Infolge einer Wirtschaftskrise in den 1830er-Jahren (Edo-Zeit) stellte man die Produktion von Surimono's praktisch ein, so das es heute von einigen Surimono nur noch ein einziges oder ein paar wenige erhaltene Exemplare gibt.

Surimono zeichnen sich durch besonders aufwändige Drucktechniken und eine reiche  Farbpalette aus. Auffallend ist die reichliche Verwendung von Gold und Silber sowie die Vorliebe für Prägedrucke, die als Relief hervortreten. 


 

Die obige Darstellung wurde von Utagawa Toyohiro (1777-1859) zwischen 1820-und 1830 in der Edo-Periode erstellt. Das Bild trägt den Titel: Urashima Tarô reitet auf einer Meeresschildkröte. Utagawa Toyohiro war der Holzschnittmeister bei dem Andō Hiroshige in die Lehre ging. In der Werkstatt Toyohiros widmete sich der Junge zunächst traditionellen Sujets. Berühmt wurde Hiroshige unter anderem mit seinen zahlreichen Ansichten von Edo, dem alten Tokyo.

 

Schildkrötenschiff in Korea
 

In Korea denkt man bei Begriff 'Schildkröten' zwangsläufig an ein grosses, geschichtliches Drama, welches sich im 16. Jahrhundert ereignet hatte.
 

Japan greift Korea an
 

Im Jahres 1592 überfiel Japan das völlig unvorbereitete Korea. Japanische Truppen drangen schnell bis nach Seoul vor und zwangen den königlichen Hof zur Flucht. General Yi Sun-Shin focht Seeschlachten in schneller Folge und zerstörte, trotz beträchtlicher eigener Verluste, die japanische Flotte fast vollständig. Und dies kam so:

500 japanische Schiffe versammelten sich am 18. Tag des 11. Mondmonats in der Strasse von Norjang um den Rückzug nach Japan anzutreten. Unterstützt durch die chinesische Ming-Flotte griffen die Koreaner die fliehenden Japaner an. Während dieser letzten grossen Schlacht wurde Admiral Yi durch eine feindliche Kugel getroffen.
 

Im Besitz der legendären und wahrscheinlich ersten gepanzerten Schiffe, welche entfernt an  Schildkröten (Kobukson) erinnerte, besass Admiral Yi mit dieser Waffe, die nach einem Modell eines Schiffes aus dem 15. Jahrhunderts gebaut war, eine schlagfähige Kriegsflotte, die nicht nur mit einer grossen Anzahl von Kanonen bestückt war, sondern auch schnell und wendig war. Die Schildkrötenschiffe waren mit Eisenplatten gepanzert. Zahlreichen Nägel erlaubten während des Gefechts das Schiff mit Matten zu behängen und dadurch vor feindlichen Beschuss zu schützen.  Korea Schildkrötenschiff Japan Krieg

Dies erschwerte den Feinden das Entern der Boote. Der am Bug des Schiffes befindliche Drachenkopf war mit Kanonen bestückt welche erlaubten, einen Rauchvorhang aus schwefelhaltigen Dämpfen auszustossen. Dies verhinderte, dass Feinde die genaue Position des Schiffes bestimmen konnten. Kanonen waren überall auf dem Schiff angebracht, viele Schiessscharten erlaubten Bogenschützen, den Feind anzugreifen. Die Schildkrötenschiffe schützten begleitende Segelboote vor Bogen- und Musketenfeuer.

 

Bulguksa, Tempel des Landes Buddha
 

Der in der Nähe von Gyeongju gelegene buddhistischer Tempel Bulguksa gilt als Meisterwerk der Blütezeit der buddhistischen Kunst im Silla-Königreich (57 v. Chr. - 935 n. Chr.). Die Wichtigkeit dieser Anlage ist darin zu erkennen, dass sie neben ihrer wunderschönen Lage sieben Nationalschätze Südkoreas beheimatet.

Nach dem Eintreten in den Tempelbereich befindet sich ein weiteres Symbol, welches in Korea wie auch in anderen asiatischen Ländern eine grosse Bedeutung hat; die Schildkröte. Dieses Tier trägt hier eine grosse Trommel, welche unter anderem mit einem Drachen verziert ist.

Bulguksa Tempel Korea Drache Trommel

 

Bulguksa Tempel Korea Trommel Schildkröte

Busan, die lebendige Hafenstadt im Süden Koreas
 
Im Süden Koreas liegt die Hafenstadt Busan (auch Pusan geschrieben). Busan ist nicht nur eine wichtige Industriestadt und der grösste Hafen in Südkorea, sondern bietet auch dem Besucher einige Touristenattraktionen.

So gibt es unter anderen den Yongdu Mountain Park, eine Erhöhung im Zentrum von Busan, welcher nebst dem Busan Tower auch eine Stele getragen von zwei Schildkröten präsentiert.
 
Busan Korea Schildkröten Yongdu Park Pusan
 

 
 
Vietnam's Literaturtempel
Der Literaturtempel gilt als Hanois grösste Tempelanlage. Um 1070 von Kaiser Ly Thanh Tong erbaut, gilt sie als erste Universität Hanois, wo nach den Lehren von Konfuzius unterrichtet wurde. Hat man die ersten vier Tore der Tempelanlage durchschritten erreicht man den Stehlenhof, der rechts und links von 82 steinernen Schildkröten gesäumt wird. Die Stelen wurden von König Ly Thai Tong errichtet, um der Literaturprüfung mehr Ansehen zu verschaffen.
Senkrecht auf ihrem Rücken tragen sie steinerne Tafeln.
Vietnam Literaturtempel Schildkröte Stele

Die als heilig geltenden Schildkröten sind die grösste Attraktion des Literaturtempels. Auf den Tafeln sind die Resultate und Examina der konfuzianischen Akademie sowie die Namen der Studenten verewigt, welche die schweren Prüfungen bestanden haben. Der erfolgreiche Absolvent der Mandarinprüfung konnte in die herrschaftliche Verwaltung berufen werden konnte, sofern der Bewerber männlich, von vornehmer Herkunft und im Alter zwischen 16 bis 61 Jahren war.

Diese Schildkröten-Stelen sind in Vietnam so wertvoll, dass sie während
des Vietnamkrieges (1965-1975) vergraben wurden, um sie vor den amerikanischen Bomben zu schützen.

Vietnam Literaturtempel Schildkröte Stele

 

   

Die Schildkröte in verschiedenen Regionen der Welt

Die Schildkröte spielt in verschiedenen Religionen und Regionen der Welt eine Rolle. 

 

Japan:

 

In Japan wird der Gott Jurojin, der Langlebigkeit und Glück in alten Tagen verspricht, von einer Schildkröte und einem Kranich begleitet. Dies bedeutet für die Japaner, dass auch ein glückliches Leben in alten Tagen vorherrschen kann. Jurojjin ist eine in Japan, Korea und China verehrte Gottheit, die den sieben Glückgöttern (Shichi Fukujin) zugeordnet wird. Shichi Fukujin (jap. 七福神) sind seit der Muromachi-Zeit bekannt und vereinen die  japanischen Glücksgöttern, die ursprünglich meist aus anderen religiösen Traditionen als dem in Japan einheimischen Shintō stammen.

China, Mongolai, Indien

Für die Chinesen, die Mongolen und die Inder trägt die Schildkröte den Weltenberg (die Erde) auf dem Rücken. Da die Schildkröte als Zeichen der Unsterblichkeit galt wurden in der Mongolei die Gräber in Form einer Schildkröte angelegt. Für die Chinesen ist die Schildkröte ein Abbild des Universums.

Religion:
Buddhismus

Auch im Buddhismus spielt die Schildkröte eine wichtige Rolle. In dieser Religion glaubt man an die Wiedergeburt. Nach Ansicht der Gläubigen befinden sich in jeder Schildkröte verschiedene Seelen von Menschen, die auf dem Weg ins Nirwana sind. Aus diesem Grund ist es jeden Buddhisten verboten eine Schildkröte zu töten. 

Religion: Hinduismus

Auch für den Hindu hat die Schildkröten eine besondere Bedeutung. Die Schildkröte ist die zweite Inkarnation des Gottes Vishna.  Nach einer alten Überlieferung soll der Gott Vishna bei einer grossen Sintflut in eine Schildkröte verwandelt worden sein. Auf dem Rücken dieser Schildkröte konnte er dann die neue Welt entwickeln.

 


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