Ukiyo-e, Holzdruck im vormodernen Japan
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Beim Holzdruck werden die zu druckenden Teile aus dem Druckträger erhaben
herausgearbeitet.
Man verwendet für den Holzschnitt mit Vorliebe ein Langholz vom Obstbaum (Birnbaum- oder Kirschenholz).
Darauf wird die Zeichnung aufgetragen und mit dem Messer herausgeschnitten. Die nicht druckenden Teile
werden weggeschnitten, so dass die Zeichnung schliesslich erhaben auf dem Block steht. Auf das eingefärbte
Relief wird ein angefeuchtetes Papier gelegt, das mit der Hand abgerieben oder durch die Buchpresse
angedrückt wird. |
Seit dem 8. Jahrhundert waren
in Japan heilige Texte bekannt, die mit Götterdarstellungen in Form von
Holzschnittdrucken illustriert waren. Hatte der Holzdruck in China seine Ursprünge, so waren es zwei Besonderheiten Japans, die ihm dort eine rasche künstlerische wie technische Weiterentwicklung ermöglichten. Zum einen fertigten die Japaner ein dickes, weiches, saugfähiges Papier, das sehr gut zur Aufnahme von Farbe oder Tinte geeignet war. Zum anderen lieferten die zahlreichen Kirschbäume ein Holz, das wegen seiner Kompaktheit und Homogenität in besonderer Weise für die Herstellung von Druckstöcken tauglich war.
Holzschnittdruck als Volkskunst
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Im 16. Jahrhundert hatte sich
Ikebana zu
einer viel beachteten Kunst mit genauen Anweisungen und vielen Theorien entwickelt. Blumensteckfeste und Ausstellungen wurden gehalten und Unterricht in dieser Kunst zu geniessen, gehörte zur Erziehung jedes Aristokraten. |
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Kitagawa UTAMARO gilt als einer der wichtigsten Künstler bei den Darstellungen der schönen Frauen (Bijinga). Auf diesem Bild messen sich die beiden Schönheiten Okita und Ohisa bei der Kunst des Ikebana. Okita füllt ihre Pfeife mit Tabak und geniesst ihre Pause. Ohisa lehnt sich mit der Ikebanaschere in der Hand zurück und betrachtet ihr Werk. Der zur Seite gerutschte Überkimono zeigt Okitas Untergewand, eine doch eher spezielle Darstellung, die einen Hauch von Voyeurismus vermittelt. |
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Schmink-Kästchen
sind im Mittelstand des alten Japan bereits im 18. Jahrhundert sehr
beliebt gewesen. Sie müssen eine wichtige Bedeutung im Leben der Frauen
gespielt haben. Auf zahlreichen Holzschnitt-Drucken findet man Darstellungen Geisha und schönen Frauen vor ihren Schmink-Kästchen sitzend. Diese Kästchen wurden zur Aufbewahrung von Kämmen, Haarnadeln, Haarschmuck, Puder und wertvollen Ölen verwendet. Um ein möglichst Platz sparendes Aufbewahren des Kästchens zu ermöglichen, ist der Spiegel versenkbar. |
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Kunisada II, einer der berühmtesten Ukiyo-E Künstler zeigt auf diesem Bild drei Damen in Kimono. Eine Bedienstete in einfachem Kimono bereitet an einem Hibachi Tee zu. Der Hibachi ist klar als Tokio (Edo) Style erkennbar. Zur Zeit Kunisada's wurden oft Kurtisanen des Yoshiwara (Vernügungsviertel während der Edo-Periode 1603-1868 in Tokio) dargestellt. Die stehende Dame im farbenfrohen Kimono hält einige Iris in der rechten Hand. Ihr Haarschmuck und der teure Kimono lassen darauf schliessen, dass es sich um eine sehr bekannte Geisha handelt. Leider sind die Schuhe nicht erkennbar, es ist jedoch nicht auszuschliessen, dass es sich bei der Dame um eine 'Oiran' handelt. Das Wort 'Oiran' besteht aus zwei Kanji, wobei das erste Zeichen 'Blumen' bedeutet, das Zweite als 'Führer' oder als 'Erste' gelesen werden kann. Unter den 'Oiran' nahm die 'Tayu' den höchsten Rang ein und konnte darauf hoffen, den Daimyo, oder als grösste Ehre, den Shogun unterhalten zu dürfen. Um Ihre Kunden zu unterhalten praktizierten 'Oiran' die Künste des Tanzes, der Musik, Poesie und Kalligraphie. Ebenso wurde erwartet, dass gebildete Witze und Wordspiele zur anspruchsvollen Unterhaltung beigetragen wurden. |
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Samurai in aussergewöhnlichen Rüstungen, hoch zu Pferd, oder auch in einer Schlacht, wurden von den Ukiyo-E-Künstlern ebenfalls gerne dargestellt. |
Tsunami, die grosse Welle im Hafen
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Zeitliche
Bestimmung des japanischen Holzschnitts Einteilung
der Stile
Ôsaka Spätphase Shin-hanga
- Neue Drucke Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts im Japanischen Farbholzschnitt ist unter anderem geprägt durch die Landschaften von Kawase, Hasui (1883 - 1957) und die Frauenporträts von Itô Shinsui (1898-1972) oder Torii Kotondo (1900 - 1976). Bis heute wird die Tradition der Holzschnittkunst fortgeführt.
Shiro Kasamatsu Shiro Kasamatsu (1898-1991) ist weltbekannt für seine atemberaubenden
Landschaftsbilder in der klassischen 'shin hanga' Tradition. Die ' Tee
Zeremonie', erstellt ca. 1960, ist eines seiner wenigen Bilder, die eine
klassische bijin-ga (schöne Frau) darstellt. Speziell zu beachten sind die
starken Farben sowie die vielen Details dieses aussergewöhnlichen Drucks.
Nebst der 'Teezeremonie' erstellt Kasamatsu ein ukiyo-e, welches eine bijin-ga bei der Erstellung eines Ikebana darstellt. Im 16. Jahrhundert hatte sich Ikebana zu einer viel beachteten Kunst mit genauen Anweisungen und vielen Theorien entwickelt. Blumensteckfeste und Ausstellungen wurden gehalten und Unterricht in dieser Kunst zu geniessen, gehörte zur Erziehung jedes Aristokraten.
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Dieser Holzdruck, von
Hasui Kawase
erstellt zwischen 1946-57, zeigt eine schöne Kombination von einer
Shinzentouron-Tempellaterne
mit einer grossen Pagode im Hintergrund.
Hasui Kawase gilt als einer der
grossen Meister der Shin Hanga Bewegung. |
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Eine interessante Einführung (auf Englisch) zeigt der
Youtube-Film:
Art of Asia: Japan - Pictures of the Floating World.
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Papierformate |
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Neben vielen anderen Papierformaten war für den
Vielfarbendruck das vertikale oban-Format das gebräuchlichste (ca. 24 x 36
cm bis ca. 25.4 x 38 cm). Ebenfalls recht häufig in Gebrauch war das chuban-Format (ca. 18 x 27
cm bis ca. 19 x 25.5 cm). Für
surimono, die zunächst in unterschiedlichen Formaten erschienen,
wurde ab ca. 1810 mehrheitlich das shikishiban-Format verwendet
(ca. 18 x 18 cm bis 20.5 x 23 cm). Diese Grössen leiten sich
vom grossen 'hosho' Blatt ab, welches in etwa den Massen 38 x 51 cm
entspricht. Neben der Blattgrösse wird jeweils angeben, ob der Druck in
Hochformat (tate-e) oder in Querformat (yoko-e) dargestellt wird. |
Format |
Grösse in inches |
Grösse in cm |
Beschreibung |
Aiban | 9 x 13 | 22.5 x 34.5 |
zwischen obanu und chuban Grösse, 1/2 eines kleinen hosho Blattes |
Chuban | 7.5 x 10 | 19 x 25.5 |
1/2 der oban Grösse, 1/4 eines grossen hosho Blattes, eines der häufigsten Formate |
Chu-tanzaku | 5.1 x 15 | 13 x 38 |
schmales Format, ähnlich dem hosoban Format |
Dai Oban | 13.75 x 18.25 | 34.5 x 45.5 |
andere Bezeichnung für 'grösseres oban' |
Ebankiri | 7.5 x 20.25 | 19 x 51.5 |
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Hashire-e | 4.5 x 28 | 13 x 73 |
schmales Hochformat, wird oft für Bilder und Kalligraphie verwendet |
Hosoban | 5 x 13 | 14.5 x 33 |
häufiges Format für Tierdarstellungen |
Kakemono-e | 9 x 30 | 23 x 76 |
schmales Hochformat, wird oft für Bilder und Kalligraphie verwendet |
Kakuban | 7 x 8 | 17.8 x 20.3 |
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Kaku-Surimono | 7 x 8.5 | 18 x 21.5 |
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Koban | 6.75 x 9 | 17 x 23 |
1/2 der chuban Grösse, 1/8 eines grossen hosho Blattes, wurde oft von Kasawe Hasui für Postkarten verwendet |
Ko-tanzaku | 3 x 13.5 | 7.6 x 34.5 |
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Naga-ban | 9 x 20.25 | 23 x 51.5 |
häufiges Format für grosse Tierdarstellungen |
Oban | 10 x 15 | 25.4 x 38 |
1/2 eine grossen hosho Blattes, eines der häufigsten Formate |
Ogata-chuban | 8.5 x 11.5 | 21.7 x 29.3 |
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O-hosoban | 6.75 x 15 | 17 x 38 |
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Tanzaku | 5 x 17 | 12.7 x 43 |
schmales Hochformat, wird oft für Bilder und Kalligraphie verwendet |
Shikishiban | 8 x 9 | 20.5 x 23 |
Rechteckiges Format, wird häufig für die Darstellungen auf Fächern verwendet |
Sho-tanzaku | 3.75 x 10 | 9.5 x 25.5 |
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Uchiwa | 9 x 10 | 22.9 x 25.4 |
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Yatsugiri-ban | 3,75 x 5 | 9.5 x 12.7 |
Postkartengrösse, 1/2 der koban Grösse |
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Daniela Jost
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