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Der Hauptpalast, auch als "popkung" bezeichnet, war von besserer Qualität
als die anderen Paläste, "igung" genannt, in denen der König nur zeitweise
weilte. Zu den letzteren Residenzen gehören der Changdok-, der Changgyong-
und der Toksu- Palast sowie die Kyongun-Residenz. |
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Innenansichten des Hauptpalast 'Popkung' |
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Unter dem Einfluss der strengen konfuzianischen Prinzipien, zu denen
unter anderem Bescheidenheit und Genügsamkeit zählen, sollten die Paläste zwar
bescheiden, gleichzeitig aber auch majestätisch wirken, um die Autorität
des Monarchen zu unterstreichen.
Der Gyeongbokgung -Palast wurde 1395 vom Begründer des
Joseon-Reiches, König
Taejo, erbaut. 1592, während der japanischen Invasion durch Toyotomi
Hideyoshi, ging er in Flammen auf und wurde 1867 auf Anweisung von König
Taewongun, dem Vater von König Kojong, neu aufgebaut. |

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Die gesamte Gestaltung des Palastes spiegelt die östliche Philosophie wider, die
auf Yin und Yang und den fünf Elementen basiert, die gemeinsam das
Universum bilden. Geographisch betrachtet entspricht die positive Kraft
des Yang dem Süden und Osten, Norden und Westen entsprechen der
passiven Kraft des Yin.
Entsprechend den aus diesen Vorstellungen resultierenden strengen
Prinzipien für den Palastbau lagen die Gebäude der Königin und der
Konkubinen nördlich der Kunjong-jon-Halle (Thronhalle) und des
Kangnyong-jon, dem offiziellen Schlafgemach des Königs. Die Residenzen
der Kronprinzen und anderer königlicher Nachkommen, "Tonggung"
(östlicher Palast) genannt, lagen im Osten, die der Königinwitwen im
Westen.
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Erwähnenswert ist die lineare Ausrichtung der offiziellen Residenzen
von König und Königin gegen Süden, genauer gesagt, mit Blick auf den
Berg Kwanak, der nach geomantischen Prinzipien der Punkt in Seoul war,
von dem die grösste Yang-Kraft ausging. |
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Die
japanischen Besatzer bauten Anfangs 1920 ihr
Kolonial-Hauptquartier im modernen Renaissance-Stil unmittelbar vor die Kunjong-jon Halle, nachdem sie zuvor zwei grosse Tore, die zur
Thronhalle führten, zerstört hatten.
Die Japaner verletzten bewusst
die geomantischen Prinzipien und verschoben das Regierungsgebäude um
3.4 Grad nach links, so dass es nach dem Berg Namsan ausgerichtet war,
wo später ein gigantischer Shinto-Schrein gebaut werden sollte.
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1996 wurde dieses Gebäude, das lange Jahre zwar das koreanische
Nationalmuseum beheimatet hatte, aber den Koreanern dennoch immer ein
Dorn im Auge gewesen war, niedergerissen und die Restauration des
mittleren Tores, das unmittelbar hinter dem bereits fertig gestellten
Kwanghwamun- Haupttor lag, in die Wege geleitet.
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Betrachtet man die einzelnen Gebäude einmal genauer, so verkörpern sie
in ihrer Gestaltung die Philosophie und Werte der
Joseon-Periode.
In der
Mitte der Decke, unmittelbar über dem Königsthron in der Thronhalle,
befinden sich zwei ineinander verschlungene Drachen. Sie repräsentieren
den Status des Königs; steinerne Wächterfiguren von 12 Glücks-verheissenden
orientalischen Tieren sind auf dem steinernen Geländer rund um den
Regierungssitz platziert.
Den Körper
eines jeden Drachen bedecken 81 Schuppen. Die Zahl 9, die damals als die
glückbringendste und die grösste Yang-Kraft besitzende Zahl galt,
wurde mit sich selbst multipliziert, um die Wirkung noch zu verstärken.
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Der
östliche Drachen hat seinen Weg von China über Korea nach Japan
gefunden. Je nach Land wird der Drache jedoch differenziert dargestellt. |

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Die meisten Drachenembleme der Könige der Joseon-Zeit sind mit 5
Krallen versehen aus Respekt vor dem chinesischen Kaiser, der in früheren
Zeiten die Oberhoheit über Korea für sich beanspruchte. Die
Drachenklauen in der Thronhalle Kunjong-jon haben jedoch sieben Krallen.
Historiker gehen davon aus, dass nach der Ausrufung des Grossen Han-Reiches durch König Kojong 1897 auch die Drachenmuster aufgewertet
wurden, um zu verdeutlichen, dass Korea nun auch den Status eines
Empires besitzt, obgleich
Joseon damals nur noch ein Papiertiger war,
der Gefahr lief, seine Souveränität zu verlieren.
Die den Palaststrukturen zugrunde liegende Philosophie lässt sich bei näherer
Betrachtung der Baustile erfassen.
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In der Thronhalle oder anderen offiziellen Räumen, in denen der König
arbeitete, wohnte oder sich ausruhte, wurden runde, bearbeitete, mit
Purpurfarbe gestrichene Hölzer verwendet. In den Gebäuden der
Hofbeamten, Eunuchen und Hofdamen findet man rechteckige Hölzer. Das
Motiv des Kreises symbolisiert den Himmel, nur der König war als vom
Himmel Beauftragter berechtigt, runde Motive zu verwenden, abgesehen natürlich
von buddhistischen Tempeln.
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Charakteristisch für die Residenz der Königin
ist das fehlen eines weissen parallelen Dachfirstes oder "Yongmaru".(
Auch der offizielle Wohnraum des Königs, direkt hinter der Thronhalle
gelegen, hat keinen "Yongmaru"). Dieser wurde als der äusserste
Punkt der Erde angesehen, als Demarkationslinie zwischen Himmel und Erde
beziehungsweise zwischen Yin und Yang. Durch das Weglassen dieser Linie
hoffte man auf ein besseres Zusammenwirken dieser beiden Kräfte. Dies
sollte auch auf eine baldige Schwangerschaft der Königin auswirken. Die
Bezeichnungen für ihre Residenz wie "Kyotae-jon" und "Taejo-jon"
drücken ebenfalls die Hoffnung auf eine zahlreiche Nachkommenschaft und
auf grosse Errungenschaften für das Königreich aus. |
Einige Besucher mögen sich vielleicht über die zahlreichen
buddhistischen Pagoden oder andere Relikte wundern, ist doch bekannt,
dass
Joseon ein streng nach konfuzianischen Prinzipien ausgerichteter
Staat war, der den Buddhismus als gesellschaftliches Übel betrachtete,
das in der
Goryeo-Zeit für die Unterhöhlung der Grundlagen des Staates
verantwortlich gewesen sein soll. Die Japaner hatten diese
buddhistischen Relikte bewusst aufgestellt, um zum einen das
Staatsprinzip zu diffamieren und zum anderen das Gelände als blosses
Ausstellungsgelände zu kennzeichnen.
Fotografien des Palastes Anfang 1900 zeigen nur eine begrenzte Anzahl Bäume,
die in von Mauern umgebenen Gärten wachsen. Diese Bilder stehen in grossem
Kontrast zum Anblick heute. In früheren Zeiten pflanzte man Bäume nur
mit besonderer Vorsicht in den rechtwinkligen Gärten, da beim Blick
durch das Tor je nach Standort der Bäume die Kombination des
quadratischen Motivs der Mauern mit dem chinesischen Schriftzeichen für
"Baum" das Schriftzeichen für "Armut" oder
"Faulheit" ergab. Besucht man heute den Palast, sieht man eine
Reihe von Bäumen, die unmittelbar rechts neben den Hauptgebäuden
stehen. Nach Ansicht von Historikern wurden diese während der
japanischen Besatzung gepflanzt, um die Integrität der koreanischen
Monarchie zu zerstören. |


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Aufnahme der Gyeongcheonsa Pagode vor
der Überführung in das
neue National Museum in Seoul. |
Eines der bekanntesten Kunstwerke der
Goryeo-Dynastie ist die
Gyeongcheonsa Pagode, welche heute unübersehbar im offenen Hallenbereich des
National Museums in Seoul steht.
Diese Pagode besteht aus 10 Ebenen, was deshalb
schon aussergewöhnlich ist, da Pagoden im Allgemeinen immer ein ungerade
Anzahl von Ebenen aufweisen.
Eine Inschrift auf der obersten Ebene der Pagode besagt, dass dieses
Kunstwerk im vierten Jahr des Königs Chungmok der
Goryeo-Dynastie im Jahre
1348 errichtet wurde.
Ursprünglich war die Pagode beim heute nicht mehr bestehenden
Gyeongcheonsa-Tempel platziert, am Fusse des Monte Buso in der
Gwangdeok-Myeon, Gaepung-Gun, Gyeonggi-Do Provinz.
Während der japanischer Besatzungszeit in Korea war die Pagode nach Japan
überführt worden.
Im Jahre 1960 hat Japan die Pagode zurückgegeben. Nach der Rückführung
wurde sie auf dem Gelände des Gyeongbokgung Palast
in Seoul präsentiert. |
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Doch nicht
nur diese bewussten Veränderungen durch die Japaner haben das Schicksal
dieses Palastes geprägt. Zweimal wurde er von einem koreanischen König
während nationaler Krisen verlassen. Ende April 1592 (Invasion durch
Toyotomi Hideyoshi) flüchtete König Sonjo aus Furcht vor den
japanischen Soldaten, die in nur 18 Tagen von Pusan nach Seoul
vorgedrungen waren, nordwärts in Richtung chinesische Grenze. Das Volk
fühlte sich vom Hof betrogen, es stürmte den Palast, legte Feuer und
plünderte die königlichen Schätze.
Unmittelbar nach der Ermordung von Königin Min durch japanische
Imperialisten im Oktober 1895 flüchtete der zu Tode erschrockene König
Kojong heimlich in der Sänfte einer Hofdame aus dem Palast und suchte
Zuflucht in der russischen Gesandtschaft. Der letzte König des
Joseon-Reiches kehrte nie wieder in seinen offiziellen Palast zurück.
Bis zu seinem Tod 1919 lebte er im Toksu-Palast im "Schutz"
der nahe gelegenen russischen, britischen und amerikanischen
Gesandtschaften. Tatenlos musste er zusehen, wie 90% des Palastes, der
erst in der Zeit seiner Thronbesteigung neu errichtet worden war, von
der japanischen Besatzungsmacht zerstört wurde.
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Durchgänge zu den untergeordneten Palastanlagen. |
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