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Seltsamerweise bleibt das Vorurteil Geisha = Prostituierte hartnäckig in den Köpfen
vieler Westler verankert. Obwohl unser Verständnis dieses Teils der japanischen Kultur
durch so viele Missverständnisse geprägt ist, sind gerade die Geishas eine Art
personifiziertes Japan, typischer noch als Sushi oder Kirschblüten.
Geisha sind Frauen, die an Banketts traditionelle, japanische Künste vorführen.
Junge Frauen, die Geisha werden wollen, ziehen mit etwa 17 Jahren in ein
"Maikohaus" ein. Dort lernen sie alle verschiedenen japanischen Künste wie Singen,
Tanzen und das Spielen von traditionellen
Musikinstrumenten. Nur wenige der erfahrensten Maiko werden mehrere Jahre später Geisha. Geisha und Maiko tragen Kimono und schminken ihre Gesichter sehr bleich.
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Noch heute sind in den Strassen
von Kyoto mit etwas Glück Maiko zu sehen. So kann in Gion mit viel
Glück miterlebt werden, wie sich eine Geisha aufmacht, den Abend
mit netten Gästen zu verbringen. Es ist bei diesem Anblick nur
schwer vorstellbar, dass die Rolle der Geisha ursprünglich von
Männern war genommen wurde.
Die Begriffs Geisha bedeutet: Person, die von ihrer
Kunst lebt. Mit dem Begriff "Kunst" ist keineswegs ein besonderes Geschick beim
Liebesspiel gemeint, sondern er bezieht sich auf die traditionellen japanischen Künste,
insbesondere Tanz und das
Shamisen-Spiel.
Jede Geisha muss eine schwere Prüfung bestehen, bevor sie in einem der
Teehäuser aufgenommen wird. |
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Fällt eine von ihnen
mehr als dreimal pro Halbjahr durch, darf sie die Prüfung nicht mehr wiederholen und
keine Geisha werden. Gerade japanischer Tanz und Shamisen wird schon von ganz
jungen Mädchen gelernt.
Ikebana oder die
Teezeremonie dagegen lassen sich auch noch im reiferen Alter
erlernen.
Aber mit
Shamisen oder Tanz alleine ist
es nicht getan. Geishas widmen sich während ihrer "Arrangements" völlig dem Wohlbefinden der Gäste. Sofort wird das halbvolle Glas aufgefüllt und der Gast mit Konversation oder Gesang unterhalten. Die Geisha selber
isst oder trinkt dabei nichts. Schliesslich ist sie nicht zu ihrem eigenen Vergnügen anwesend. Wahrscheinlich waren es gerade diese Gesten, in die westliche Besucher ein Symbol der Unterwerfung
deuteten.
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Auch die Wahl des passenden Kimonos
scheint schon eine Kunst für sich zu
sein. Der Ober-Kimono wird monatlich
gewechselt, das Muster ist stets auf die Jahreszeit abgestimmt. Eine echte Geisha
würde im Herbst sowenig einen Kimono mit Kirschblüten-Muster tragen, wie wir auf einer Beerdigung im gelben Jogginganzug erscheinen würden. Feste
Regeln gibt es auch in Bezug auf die Dicke des Stoffes. Wattierte Kimonos werden nur
in den Monaten November bis März getragen, danach - ohne Rücksicht auf die
Witterung - dünne Seidenkimonos.
Diese besondere Ausrichtung auf künstlerische Aspekte hat ihren Ursprung in der
Entstehung der Geishas. Im siebzehnten Jahrhundert boomten in den grossen Städten
Japans zahlreiche Vergnügungsviertel. Für Geld konnte man hier alles bekommen:
Unterhaltung, Speisen und Sex. Für den letzten Punkt waren Prostituierte (Shôgi) zur
Stelle, die dem gutbetuchten Gast zeigten, was ihre Ehefrauen alles noch zu lernen
hatten.
Dazu gab es männliche Unterhalter, die mit Tänzen und Musik die
Gäste mit ihren Gespielinnen auf den Abend einstimmen sollten. Diese
Unterhalter waren Geishas. Als vereinzelt auch Frauen begannen, diesen
Beruf des Geisha auszuüben, runzelten einige der Kurtisanen verärgert
die Stirn und befürchteten eine Konkurrenz durch diese Frauen.
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Um die Einkünfte der Prostituierten nicht zu gefährden, wurden den Geishas
auffällige Kleidung und Haarschmuck untersagt. Die Geishas hielten sich an diese
Regeln, entwickelten aber eine ganz eigene erotische Ausstrahlung, das iki. Heute
noch zeugt ein kunstvoll gemaltes Muster auf dem Nacken der Geishas, das die
Schamlippen einer Frau symbolisieren soll, von dieser subtilen erotischen Ausstrahlung.
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Ein grosser Spezialist
unter den Ukiyo-e Meistern war
Utamaro
Kitagawa . Sein Thema waren die Frauen, besonders die, die als Geishas oder Kurtisanen in den Teehäusern der Vergnügungsviertel zu finden waren. |
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Für die Besucher der Vergnügungsviertel war und ist es eine besondere
Herausforderung, eine Geisha zur Geliebten zu haben.
Im Gegensatz zu Prostituierten
konnte man Geishas nicht für Geld alleine bekommen. Da sie zahlreiche Verehrer
hatten, konnten Geishas sich in der Regel frei aussuchen, wem sie ihre Gunst
gewährten, ihre Verehrer mussten Stil und Esprit haben.
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Auch heute noch
tragen sie die traditionellen Kimonos, die sonst nur zu besonderen
Anlässen, wie etwa dem Jahreswechsel oder Hochzeiten von älteren
Frauen getragen werden. Auch die weisse Schminke mit den rubinroten
Lippen ist unverändert geblieben.
Obwohl sie für dieses Festhalten
an den alten Traditionen im eigenen Land oft kritisiert wurden, ist
vermutlich gerade dies der Grund dafür, dass es Geishas auch heute
noch gibt - wenn auch in weitaus geringerer Zahl als zur
Edo-Zeit.
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Schmink-Kästchen sind im Mittelstand des
alten Japan bereits im 18. Jahrhundert sehr beliebt gewesen. Sie müssen eine wichtige
Bedeutung im Leben der Frauen gespielt haben.
Auf zahlreichen Holzschnitt-Drucken
(Ukiyo-e)
findet man Darstellungen Geisha und
schönen Frauen vor ihren Schmink-Kästchen sitzend. Diese Kästchen wurden zur
Aufbewahrung von Kämmen, Haarnadeln, Haarschmuck, Puder und wertvollen Ölen verwendet.
Um ein möglichst Platz sparendes Aufbewahren des Kästchens zu ermöglichen, ist der
Spiegel versenkbar.
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