Im Goryeo-Reich (918-1392) bildete sich unter einer Zentralregierung mit dem König an der Spitze ein Amtsadel aus. Lokale Machthaber, aber auch Rebellenführer aus früherer Zeit und andere starke Persönlichkeiten und Krieger wurden in hohe Ämter berufen und bekamen als Entlohnung Agrarland als Pfründe oder Lehen. Immer wieder in der Geschichte Koreas jedoch mussten Könige zu drastischen Massnahmen greifen, um die Lehen für den Staat zurück zu gewinnen. Das Lehensprinzip beruhte nämlich auf der Grundlage der Nichtvererbbarkeit des Landes. Das Nutzungsrecht sollte prinzipiell auf die Lebenszeit des Amtsträgers begrenzt sein. Der Boden sollte dem Staat als Machtgrundlage erhalten bleiben. Trotz aller, Bemühungen dieses Prinzip durchzuhalten, wird ab dem 12. Jahrhundert Landbesitz erblich, das Staatsland für freie Bauern schrumpfte. |
Buddhistische Tempelglocke
Goryeo-Dynastie |
Während des Goryeo-Reiches war in Korea der Buddhismus vorherrschend, er war Staatsreligion. Eine Buddhistische Blütezeit begann, aber auch ein zunehmend stärkerer Einfluss auf die weltliche Politik begann sich bemerkbar zu machen. Im Grunde genommen konnten aber Konfuzianismus und Buddhismus gut nebeneinander existieren.
Die Entstehung zahlreicher Tempel
wurde durch den Staat gefördert. Kunst und Wissenschaft wurden
durch Mönche gepflegt. Der Konfuzianismus war zur Goryeo-Zeit mehr ein soziales
Ordnungsprinzip als Geistesleben prägende Kraft. Das sollte sich in der nächsten Dynastie drastisch ändern. Die
Wang- Dynastie, die während 475 Jahren das Goryeo-Reich leitete, wurde 1392 gestürzt. |
Pagoda des Wolchongsa Tempels
Mt. Otaesan, erstellt während der Goryeo-Periode
|
Die Goryeo pflegten Kontakte sowohl zu den chinesischen
Nord-Song (960-1127) wie auch zu dem weiter nördlich in der heutigen Manschurei gelegenen
Khitan-Reich der Liao
(937-1125).
Die Kitan fiehlen nach mehrmaligen Siegen über die chinesische
Sung-Dynastie 1018 auch in Goryeo ein. Weil die militärische Stärke Goryeos diejenige der Kitan übertraf, konnte der Feldherr "Gang
Gam-tschan" sofort ein grosses Heer von 200,000 Soldaten organisieren, und schlug die Kitan. Als er im Triumph zurückkehrte, holte ihn der Kaiser selbst ab und bezeigte ihm Ehre. Weil er umfassend gebildet war, wurde er als der idealste koreanische Feldherr nach Kim Yu-shin angesehen.
1231 fielen die
Mongolen wieder in
Goryeo ein. Obwohl ihre Heere unter
Kubilai Khan
(1215-94), Enkel des
Tschingis Khan
die exzellenteste Organisation, Disziplin, Leistungs- und Anpassungsfähigkeit in der Weltgeschichte besassen, kämpften dagegen die militärische Regierung
Goryeos auf Tod und Leben.
Indem sich alle Goryeos gegen die Mongolen vereinigten, wurden die Mongolen 30 Jahre lang in
Goryeo aufgehalten. Deswegen plünderten sie ganz grausam und brutal in ganzem Land, so dass fast alle Kulturgüter verbrannt oder zerstört wurden. Dazu gehört der
Huangyongsa-Tempel, der damals der grösste Tempel auf der Welt war. |
Kublai Khan
|
|
Um die Hilfe Buddhas zu erflehen, liess der Kaiser buddhistische Schriften auf 80'000 Holztafeln schreiben, die als Welterrungenschaft
(Tripitaka Koreana) heute noch in Südkorea erhalten sind. Daneben erfanden die
Goryeos
die ersten bewegliche Lettern aus Metall, um den Druck von Büchern und Schriften zu erleichtern. Sie entwickelten völlig gleiche, auswechselbare Metalltypen, druckten damit anfangs die konfuzianische Klassik
"Sangjonggogumyemun" in 50 Bänden (1234), später viele andere Bücher. |
|
Diese Technik ging lange Zeit vor China und
sogar vor Deutschland voran, was die 1377 gedruckte "Chikjisimkyoung-Sutra"
(jetzt eine der berühmtesten Sammlung vom Louvre-Museum) beweist (Die
Gutenbergbibel wurde erst 1456 fertig gestellt).
Weil die Mongoleneinfälle kein Ende nahmen, zog sich die Regierung Goryeos auf die Insel
Ganghwa westlich von Seoul zurück und kämpfte mit Todesverachtung. Da jedoch die Wirtschaft für den dreissigjährigen Kampf völlig erschöpft und verwüstet war, erkaufte sich
Goryeo schliesslich im Jahre 1259 dadurch mit den Mongolen einen Friedensvertrag, bei
den Feldzügen gegen
Japan zu helfen. Weil aber die Mongolen keine Erfahrung mit der Seekriegsführung
besassen,
scheiterten die 1274 unternommenen und 1281 wiederholten Expeditionen nach
Japan.
Von dem mongolisch-koreanischen Expeditionsheer kehrte mehr als ein Drittel der Männer nicht mehr zurück,
da die Flotte von einem Sturm, (von den Japanern kamikaze (göttlicher Wind) genannte)
zu einem grossen Teil zerstört wurde. Die Japaner aber betrachteten den Sturm als göttlichen Ursprungs und fühlten sich von ihren Göttern errettet.
Obwohl Goryeo unter die Oberhoheit der Mongolen kam, nahmen die Könige
Goryeos weiter ihre Herrscherrolle ein und bewahrten tatsächlich seine Souveränität gegen die Mongolen. Nachdem es 1340
Aufständen in fast jeder Provinz in China gegeben hatte, gelang es Goryeo, 1356 die Mongolen völlig aus der
koreanischen Halbinsel zu vertreiben, und sogar 1370 das Gebiet von Liaodong in Südwestmandschurei zu erobern.
|
Ein Grundproblem des Goryeo-Reiches waren die unterschiedlichen Auffassungen von Rangfolgen und Systemen, die das Aufsteigen auf der sozialen Leiter ermöglichen
sollten. Dies mündete in den Konflikt zwischen Beamten und Kriegern. Nach
konfuzianischer Meinung wurde eine Laufbahn und damit die Rangordnung durch Bildung und Lernen ermöglicht, wohingegen eine andere - die adelige - Lehrmeinung natürlich die Rangordnung durch Geburt festlegen wollte. Ein Konflikt, der nicht auflösbar war und langfristig das ganze Reich schwächte, welches sich später durch die im Jahre 1231 beginnenden Mongoleneinfälle auch äusseren Feinden gegenübersah.
Zuvor gab es jedoch eine Periode der Militärherrschaft: Grund war die Tatsache,
dass eine militärische Karriere einer zivilen untergeordnet war und nicht besonders anerkannt wurde. Ausserdem gab es kein Prüfungssystem im Militär, durch das man aufsteigen konnte. Hohe militärische Ränge konnten von Zivilbeamten besetzt werden. Dies führte zur zunehmenden materiellen Not der grossen Masse von Soldaten, die schlecht bezahlt wurden. 1170 führte dies zum Sturz der zivilen Regierung. Eine Militärherrschaft wurde etabliert, die 100 Jahre andauerte. Der Einfluss des buddhistischen Klerus und die Verbindungen zum Königshaus wurden gekappt.
In dieser Zeit kam es allerdings auch zu Bauern- und Sklavenaufständen, denn die steuerliche Belastung der Bauern war zu gross geworden, da viele neu entstandene Privatarmeen der herrschenden lokaler Machthaber zu bezahlen waren.
1259 wurde Goryeo geschlagen, da der Rückhalt der von Steuerlasten und
Ausbeutung betroffenen Bevölkerung gegen die Mongolen nicht mehr
anhielt.
Die Goryeo-Dynastie ging nicht zuletzt an der Vergnügungssucht und Dekadenz von Adel und Klerus zugrunde.
Interessant ist noch zu erwähnen, dass sich der Name "Korea" von "Goryeo" ableitet.
Eines der bekanntesten Kunstwerke der
Goryeo-Dynastie ist die
Gyeongcheonsa Pagode, welche unübersehbar im offenen Hallenbereich des
National Museums in Seoul steht.
Diese Pagode besteht aus 10 Ebenen, was deshalb
schon aussergewöhnlich ist, da Pagoden im Allgemeinen immer ein ungerade
Anzahl von Ebenen aufweisen.
Eine Inschrift auf der obersten Ebene der Pagode besagt, dass dieses
Kunstwerk im vierten Jahr des Königs Chungmok der Goryeo-Dynastie im Jahre
1348 errichtet wurde.
Ursprünglich war die Pagode beim heute nicht mehr bestehenden
Gyeongcheonsa-Tempel platziert, am Fusse des Monte Buso in der
Gwangdeok-Myeon, Gaepung-Gun, Gyeonggi-Do Provinz.
Während der japanischer Besatzungszeit in Korea war die Pagode nach Japan
überführt worden.
Im Jahre 1960 hat Japan die Pagode zurückgegeben. Nach der Rückführung
wurde sie auf dem Gelände des
Gyeongbokgung Palast
in Seoul präsentiert.
|
|
Heute steht die Pagode in einer der wichtigsten Hallen des National
Museum in Seoul. Die Pagode ist 13 Meter hoch. Im Gegensatz zu den meisten Pagoden der Goryeo-Dynastie
ist diese Pagode aus Marmor beschaffen. Das bevorzugte Material der
koreanischen Bildhauer war
Granit. |
|